Mit Corona pflegen?

Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge ist es denkbar, dass Pflegekräfte, die positiv auf COVID-19 getestet wurden, bei gravierendem Personalmangel "in absoluten Ausnahmefällen" trotz Infektion arbeiten dürfen. Der Deutsche Berufsverband (DBfK) für Pflegeberufe sieht dies anders. Er fordert, die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht zusätzlich in Gefahr zu bringen.

Arbeiten trotz COVID-19

Positiv getestete Pflegekräfte sollen im Krankenhaus laut RKI nur bei extremem Personalnotstand zum Einsatz kommen können. Bedingung sei, dass die betroffenen Pflegefachpersonen keine Symptome aufwiesen, in der Arbeit eine FFP2-Maske trügen und nur mit COVID-19 infizierte Patientinnen und Patienten versorgten.

DBfK skeptisch

Der DBfK möchte einen solchen Einsatz unbedingt verhindert wissen. „Die Gesundheit der Pflegenden in der Langzeitpflege und in den Krankenhäusern muss mit gleicher Priorität geschützt werden, wie die aller anderen Bürgerinnen und Bürger auch“, sagt dazu Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des DBfK. Bislang könne niemand einschätzen, wie hoch das Risiko für Spätfolgen sei, wenn eine Infektion nicht ernst genommen werde. Insbesondere wenn die infizierten Pflegefachpersonen in der Versorgung von COVID-19-Patienten/innen eingesetzt würden, seien sie extrem belastet und damit zusätzlich gefährdet.

Einhaltung von Quarantäneregeln bei Verdachtsfällen

In Einrichtungen der Langzeitpflege hingegen dürfen positiv getestete Pflegekräfte gemäß RKI nicht zum Einsatz kommen. Die Quarantänezeit könne bei Personalmangel jedoch auf sieben Tage verkürzt werden. Laut DBfK höre man aber aus der Praxis, dass auch in der Langzeitpflege infizierte Beschäftigte arbeiten würden, um infizierte Bewohnerinnen und Bewohner zu versorgen. Pflegende haben außerdem berichtet, dass bewusst keine Tests durchgeführt würden, um die Versorgung zu garantieren.

Der DBfK fordert, auch bei Verdachtsfällen die Quarantäneregeln zu beachten. „Sollte die Anzahl von Pflegenden einer Einrichtung in Quarantäne oder mit nachgewiesener Infektion so hoch werden, dass eine sichere Versorgung nicht mehr möglich ist, müssen sich Träger, Gesundheitsämter, Kommunen und gegebenenfalls die Heimaufsicht zusammensetzen, um Lösungen zu finden. Das muss jetzt bereits vorbereitet werden“, fordert Bienstein.

Quelle: Pressemitteilung des DBfK vom 29. Oktober 2020